Anfang des Monats war ich zwar auch einige Tage noch unterwegs, aber als der Schnee gar die Straßen in weiße Pisten verwandelte musste ich fest stellen, dass mein Handgelenk für schlingernde Ausfahrten noch nicht bereit ist. Somit musste eine Zwangspause eingelegt werden.
Doch endlich schien heute mal wieder die Sonne und auch durch meine Dachfenster gelangte der helle Schein, da der Schnee endlich zu schmelzen begann und sich von meinen Fenstern verabschiedete. Dem über einer Woche andauernden Entzug nach gebend war ich somit gezwungen mal wieder eine kleine Runde mit meiner Dakar zu drehen.
Nach meiner letzten Ausfahrt an dem Tag als das große „Einschneien“ begann, hatte ich die Enduro noch mit einer Plane abgedeckt. Mehrere Tage wollte es mit dem Schneien nicht mehr aufhören. So hatte sich doch eine ganze Menge Schnee auch auf der Plane abgelegt. Als ich heute dann die Maschine unter der Plane wieder hervor holen wollte, war das gar nicht so einfach – ich hätte nicht gedacht, dass das bisschen Schnee auf der Plane doch so schwer seien könnte. Nur war das nicht das einzige Hindernis: Durch die Räumfahrzeuge der letzten Tage wurde am Straßenrand ein kleiner Schneehügel auf getürmt, der nur an den Ausfahrten weniger Häuser durchbrochen war. Normalerweise ließ ich mich immer rückwärts auf die Straße vom Motorradparkplatz rollen, doch war das diesmal nicht möglich. Es konnte nur der Weg über den Bürgersteig zur nächsten Hofausfahrt genommen werden um dann auf die Straße zu gelangen. Und so dann auch getan.
Zunächst fuhr ich noch im Stadtgebiet jemanden an, dem ich schon vor Tagen etwas vorbei bringen wollte. Innerhalb der Stadt waren die Nebenstraßen bereits abgetaut, sodass man keine Mühe hatte mit einem Moped zu fahren. Es schien gar besser zu sein, als mit dem Fahrrad auf den noch etwas vereisten Fahrradwegen. Das Problem war dann einen Parkplatz zu finden. Zwar gab es dort Parkplätze, nur waren die orthogonal zur Straße angelegt und mit einer Hecke zu einem Grünstreifen hin abgegrenzt. Auch hier gab es wieder diesen gut 30 cm hohen Schneehügel auf beiden Seiten der Straße. Vorwärts würde ich zwar schon auf so einen Parkplatz kommen, doch mit meinem lädierten Handgelenk hätte ich das Kälbchen kaum geschafft rückwärts wieder auf die Straße zu schieben. Also stellte ich das Moped am Straßenrand vor dem Haus meines Bekannten ab – ich wollte ja eh nicht lange bleiben.
Nach nicht einmal einer halben Stunde machte ich mich wieder auf den Weg. Nun sollte es aufs Land hinaus gehen. Die Straßen waren weiterhin gut befahrbar. Auch wenn ab und zu noch Schneereste sich auf dem Weg befanden, so handelte es sich eher um vernachlässigbaren Schneematsch. Nach ein paar Ortschaften befand ich mich an einer Kreuzung, bei der mir Kaffee bei Freunden ins Gedächtnis kam. So bog ich ab und kam nach und nach in die Wirren doch noch verschneiten Seitenstraßen ländlicher Wohngebiete. Zumeist waren zumindest noch die abgefahrenen Fahrspuren von Eis und Schnee befreit.
Vor dem Wohnblock meiner Freunde befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem ich normalerweise auch mein Vehikel abstelle. Doch diesmal befand sich dieser unter einer einzigen großen Eisschicht. Mit meinem kaputten Handgelenk wollte ich hier aber keine Rutschpartie ausprobieren und suchte deswegen einen anderen Abstellplatz für mein Krad. Da ich nicht zu weit laufen wollte und auch der Straßenrand wieder mit diesen Schneehügeln übersät war, wollte ich eine Kreuzung weiter versuchen zu wenden. Doch dies erschien nicht so einfach, wie gedacht. Die kreuzende Straße befand sich in einem Zustand ähnlich dem Parkplatz vor dem Haus meiner Freunde. Auch zwischen den abgefahrenen Reifenspuren befand sich eine Menge Schnee. Über den Schnee kam ich ja noch beim Wendemanöver. Doch wollte ich es eigentlich nicht wagen eine Kurvenbewegung auf dem Eis zu machen. Also versuchte ich wieder etwas zu Rangieren. Nur fehlte mir in der linken Hand die Kraft das Motorrad rückwärts über die Schneeanhäufungen zu bewegen und Vorwärts kam ich mit dem Vorderrad auch nicht wirklich über die Eisverwerfungen, da mein Hinterrad ständig durchdrehte und es nicht schaffte richtig Grip zu bekommen. Nur langsam schaffte ich es mit dem Vorderrad und unter Schwersteinsatz meines rechten Arms das Gefährt wieder auf seine gewünschte Spur zu bringen. An der Ecke neben dem Wohnblock meines Ziel stellte ich dann das Krad erschöpft auf dem gut frei gekehrten und recht breiten Gehweg ab.
Während mir ein paar Tassen des schwarzen Lebenselixiers gereicht wurden, verschwand die Sonne hinter dicken Wolken. Auch bewegten sich die Zeiger der Uhr langsam dem Sonnenuntergang entgegen. Und bevor die Kühle der Nacht die Straßen gar wieder in eine Eislaufbahn verwandeln würde, beschloss ich mich auch wieder auf den Heimweg zu machen. Abgesehen von fragwürdigen Dosen, die mal wieder nicht wussten wohin sie wollten, kam ich auch ohne weitere Rutschgefahren zu Hause an.
Eins hatte ich an diesem Tag mal wieder erfahren: Mein Handgelenk ist wohl noch lange nicht so weit um mit der Enduro richtigen Spaß haben zu können.