Wenn mein altes Kälbchen nun wohl weg kommen würde, dann brauche ich ja als nächstes wieder ein anderes Krad. Und da hatte ich auch schon was gefunden.
Bereits bei meinem ersten Besuch nach dem Unfall in der BMW-Niederlassung (nur Motorräder) stand im Eingangsbereich bereits diese Dakar. Schier ein Traum – eine Variante der F650GS, die aber doch mehr fürs Gelände ausgelegt war. Etwas höher als die normale GS, ein größeres Vorderrad (21 statt 19 Zoll), dennoch sonst ziemlich baugleich meiner Alten. Dabei war es auch ein jüngeres Baujahr und hatte bereits diese Doppelzündung, wodurch sie weniger Sprit verbrauchen sollte. Und neben den Koffern waren auch einige weitere Feinheiten an dem guten Stück verändert worden: Abgesehen von der Warnblinkanlage waren noch einige Teile von Touratech dran, was die Enduro tourentauglicher für lange Strecken auch abseits befestigter Straßen machte. Der Kilometerstand entsprach knapp dem doppelten meiner Letzten beim Kauf, doch bewegte sich der angegebene Preis im selben Segment.
Bevor ich nach der ersten Begutachtung von meiner Kleinen wieder den Laden verließ, unterhaltete ich mich noch mit dem Verkäufer, der mich betreute, über diese Dakar. „Nun, sie hat noch ein technisches Problem, aber wenn das repariert ist, dann steht sie zum Verkauf frei.“ Das hatte mich ja schon gejuckt, denn das war die Maschine, die ich ursprünglich ein Jahr zuvor gesucht hatte.
Ein paar Tage später war ich wieder vor Ort. Diesmal mit dem Freund, der seinem Ex-Kollegen davon erzählen wollte. Da er selber Schlosser war und sich ebenfalls etwas mit der Technik aus kannte, wollte er sie sich mal genauer ansehen um besser darüber berichten zu können. Bevor wir wieder gingen, schlenderten wir noch etwas durch das Ladengeschäft. Während mein Freund sich die aktuellen Baureihen an sah, stand ich wieder vor dieser Dakar. „Na, wie sieht’s aus mit ihr?“, fragte ich den Verkäufer. „Wir kamen noch nicht dazu sie zu reparieren, doch wenn es soweit ist, dann können wir Sie anrufen und Sie können sie sich reservieren.“ „Ja klar – das mach mal!“
Als das Gutachten kam begann die Rechnerei: Wenn ich zumindest die Differenz zwischen dem Wiederbeschaffungswert und dem Kostenvoranschlag zur Reparatur für meine Alte bekommen würde, dann müsste ich zum Schadensersatz nur noch ein paar Hundert vom Schmerzensgeld drauf legen und dieser Traum wäre meiner – na das sollte doch klappen!
An einem Samstag war ich mit dem Interessenten von meinem Freund wieder an der Werkstatt. Er wollte sie sich selber mal ansehen. „Sell ist zu machen … Jenes ist zu machen … Das sollte ich hin bekommen … da wird wohl ein bisschen Arbeit rein zustecken sein …. Aber alles in allem sieht das Teil gut aus.“ Nur beim Preis wollte er eventuell noch etwas verhandeln, doch vorher würde er sich eh mal noch im Internet etwas schlauer über diese Modell-Reihe machen wollen.
Bei dieser Begutachtung entdeckte ich bei dem zweiten Koffer, der nicht in dem Gutachten aufgeführt wurde, noch einen Schaden. So ging ich wieder zu meinem Betreuer. „Nun, der Techniker, der dies regelt ist heute ausnahmsweise früher gegangen.“, meinte er. Ich möge doch am Montag anrufen, da sei er wieder da. „Und die Dakar?“, fragte ich noch. Mit großen Augen erwiderte er hastig, aber entgegen kommend: „Sie ist noch nicht repariert, aber wir melden uns!“
Montags drauf, so nach dem Mittag erhielt ich einen Anruf: Der Techniker. „Ja, guten Tag, Sie hatten da noch eine Sache wegen dem Gutachten?“, ertönte es aus meinem Telefon und ich erläuterte ihm meine Entdeckung vom Samstag. „Gut, ich sehe mir das nochmal an und werde den Gutachter darüber informieren. Wissen Sie eigentlich schon, wie es mit dem Moped weiter gehen soll?“ Auf diese Frage erzählte ich ihm, dass ich ja bereits zwei Interessenten hätte und sie wohl verkaufen würde um mir dann die 04’er Dakar anzueignen. „Ach ja … die Dakar … da war ja noch was.“ und es klang, als ob er innerlich lachen würde. „Sie ist repariert. Soll ich sie gleich zu dem Verkäufer durch stellen?“ Aber hallo – das ließ ich mir nicht zwei mal sagen.
„Ja, Herr … am Apparat.“ ertönte es bestimmt. Mit langsamer, freundlicher Stimme antwortete ich: „Guten Tag, ich habe da gerade was über die Dakar erfahren.“ Lautes Lachen drang durch das Telefon. „Ah, Herr …. Ja, sie ist repariert. Sollen wir sie gleich für sie reservieren?“ „NA KLAR!“ Das Teil wollte ich mir nicht so einfach durch die Lappen gehen lassen. „Nur wie lange könnten sie sie mir reservieren?“, stellte sich mir noch die Frage und ich erläuterte ihm den Sachverhalt mit der ausstehenden Entscheidung anderer, ob es gar zu einem Prozess kommen würde oder nicht. „Kein Problem. So bald Sie Bescheid wissen, wie es einerseits mir ihrer Maschine, andererseits mit dem Fall weiter geht, dann melden Sie sich wieder.“
HEUREKA … eine Dakar … JEHA … wenn auch ein Jahr später … und unter etwas unglücklichen Umständen … aber endlich: EINE DAKAR!!!
Und so einfach werd ich mir diese Maschine nicht wegnehmen lassen. Wenn es seien muss, dann werd ich bereits beim Verkauf meiner Alten das Geld gleich für eine Anzahlung hin legen.
Ich freue mich jetzt schon wie ein kleines Kind auf den Tag, an dem ich das erste mal auf diesem Traum sitze!
Vielleicht sollte ich dem schmucken Teil sogar einen Namen geben … hmm.