Der Tag kam – der Tag an dem ich endlich Heim kehren konnte. Freitags gegen 21 Uhr wurde ich eingeliefert und am Freitag drauf sollte ich kurz nach 14 Uhr das Krankenhaus verlassen. Also 8 Tage a 24 Stunden minus 7 Stunden = 185 Stunden!
An dem Abend zuvor machte eine Schwester noch einen Scherz mit mir und tat so, als ob sie mir noch eine Spritze zu verpassen habe. Ich fand das gar nicht witzig, doch letztendlich hab auch ich drüber gelacht.
Der Morgen zog sich dahin. Die letzten Gespräche mit der Reinigungsfrau, die letzte Visite nach dem Frühstück, das letzte Mittagessen und dann sollte es bald soweit sein. Meine Mutter kam um 13 Uhr um mich abzuholen. Die Klamotten wurden in Taschen gepackt, die restlichen Formalitäten wurden erledigt und ich ging zwischendurch noch ein letztes mal auf die Dachterrasse.
Einerseits konnte ich es gar nicht erwarten endlich aus dem Krankenhaus wieder raus zu kommen. Doch andererseits hatte ich hier einige angenehme Tage (abgesehen von den Unannehmlichkeiten des Bruchs und der Prellungen) verbracht. Alle waren immer freundlich und versuchten stets mit einer gewissen Heiterkeit den Aufenthalt hier so erträglich wie nur möglich zu machen. Ich bat meine Mutter am heutigen Tag eine große Packung Merci mit zu bringen. Diese überreichte ich am Schluss dem Pflegepersonal der Station, die sich sehr darüber freuten. Doch war es nur eine kleine Anerkennung um Danke zu sagen.
Zu Hause angekommen, begann erst mal neuer Stress. Meine Mutter räumte mir die Sachen weg, fragte ständig, ob ich auch alles hin bekommen würde oder ob noch irgend etwas fehlen würde, putze gar hier und da noch etwas und ich wollte eigentlich nur meine Ruhe. Doch ergab ich mich dem ganzen, denn was sollte ich tun – ich war auf die Hilfe angewiesen.
Bevor sie ging öffnete sie mir noch ein paar Saftflaschen und andere Sachen um mich über den restlichen Tag selbst versorgen zu können. Am nächsten Tag würde sie ja wieder kommen, denn wir wollten nach Frankreich zu dem Geburtstag von einem Kusin fahren.
Doch dann war ich endlich allein. Ruhe kehrte endlich ein. Ich saß einfach nur auf meinem Sofa und genoss diese Stille. Auch in meinem Kopf machte sich zunächst eine Leere breit – ich wollte einfach nicht an das, was geschehen war, oder an das, was kommen würde und die Konsequenzen aus den Verletzungen denken. Kein Radio oder Fernseher, auch nicht meine Rechner, geschweige denn ein Buch konnte ich angehen um überhaupt irgend etwas zu tun. Nein, diese stille Ruhe im Einklang mit sich allein war es, was ich doch die letzte Woche im Krankenhaus vermisst hatte.
Ich war da Heim … endlich – mit Einberechnung des Unfallzeitpunkts gegen 20 Uhr und der Fahrt vom Krankenhaus nach Hause – knapp 187 Stunden später als ich eigentlich zu Hause hätte seien sollen!