Ich hatte es tatsächlich geschafft ein paar Stunden zu schlafen, als das Licht wieder an ging. Die morgendlichen Untersuchungen wurden getätigt, der Mann mit dem verspannten Bein wurde gewaschen und seine Behälter für die Notdurft gewechselt und zu guter Letzt machte noch die Reinigungskraft ihre Arbeit. Es war eine gewissenhafte aber auch fröhliche Person. Ständig machte sie kleine Witze mit und über die Patienten um die Stimmung aufzuheitern, was ihr auch gelang.
Noch vor der Visite kamen zwei Schwestern um den alten Mann zu meiner Rechten abzuholen. „Jetzt haben wir ein Zimmer auf ihrer Station frei. Also werden sie nun ein letztes Mal noch wandern.“ meinte eine von ihnen mit erheiternder Stimme und sie machten sich ans Werk.
Somit schienen wir erst mal wieder zu zweit in dem Zimmer zu sein. Doch bald wurde wieder ein Bett herein geschoben. Diesmal zu meiner Linken. Ein angehender Rentner hatte sich beim Absteigen vom Fahrrad nach seinem Wahlgang das Hüftgelenk gebrochen. Nun sollte er eine Prothese bekommen.
Um die Mittagsessenszeit kam der Narkosearzt zu mir um den morgigen OP-Tag zu besprechen. „Sie werden lokal betäubt und bekommen eine große Injektion in die Schulter …“ „Also das wird wohl nicht klappen!“ unterbrach ich ihn. Bei meiner Spritzenpanik bezweifelte ich dass er die zehn Zentimeter lange Spritze, die er mir zeigte wirklich in meine Schulter rein bekommen sollte. „Aber dann haben sie auch nach der OP länger keine Schmerzen …“ „Die sind mir egal, aber das werden sie nicht schaffen!“ „Na gut – werden wir sehen.“ und er kreuzte alle möglichen Betäubungsarten auf seinem Formular an – auch die Möglichkeit einer Vollnarkose.
An diesem Sonntag kam die Visite erst nach dem Essen und ich wollte wissen, ob es eine Möglichkeit für die Wahl gebe. Da ich ja noch nicht operiert war, könne ich eigentlich zur Wahl gehen. Ich solle dann nur kurz Bescheid geben, wenn ich gehe. Bald darauf kam meine Mutter wieder vorbei und ich überfiel sie gleich damit, dass wir unbedingt los müssten – zur Wahl!
Gesagt getan – wir fuhren mit ihrem Auto erst mal zu mir. Dort ließ mich meine Mutter in die Wohnung und fuhr aber dann erst mal meine Schwester Heim. Ich nutzte die Zeit um meine Mails zu checken, denn ich wartete noch auf diverse Nachrichten wegen der Jobs, die ich ja zuvor angegangen bin, in der Hoffnung, dass meine Arbeit in den Wochen zuvor doch nicht ganz vergebens war. Auch sah ich nun das erste mal meinen Helm und meinen Hut wieder – stark lädiert.
Meine Mutter kam bald wieder und wir fuhren zu meinem Wahlbüro. Ich machte meine zwei Kreuze und wir fuhren zurück ins Krankenhaus. Dort musste ich feststellen, dass ein viertes Bett im Zimmer stand. Jetzt waren wir doch voll besetzt in diesem Zimmer. „Na gut … dann sehen wir mal weiter.“